PSA Untersuchung überflüssig ?

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Wie bei anderen Krebsarten auch, entscheidet die frühzeitige Entdeckung und rechtzeitiger Therapiebeginn über Leben und Tod. Dennoch behaupten nun einige Krankenkassen, dass die Früherkennung mit dem sogenannten PSA-Wert sinnlos sei.

Prostata TV Marl (Sendung 2): Was ist der PSA? Interview mit Urologe T. Schäpertöns, Marl
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Gefährlich und menschenverachtend sind solche Behauptungen. Die betreffende Studie zeigt, dass 27% der Patienten mit Prostatakarzinom gerettet werden können, wenn das PSA-Screening durchgeführt wird. Tatsächlich liegen keine Informationen vor, wie oft die Patienten in der Screeninggruppe tatsächlich untersucht worden sind. Geplant war ein Abstand von 4 Jahren. Das ist viel zu lange, ein schnell wachsender Tumor hat in dieser Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit auch andere Organe befallen (Metastasen). In diesem Zustand ist eine Heilung eher unwahrscheinlich.

Grundsätzlich sind Krebserkrankungen gefährlicher, wenn der Patient jünger ist. Meist wachsen die Tumore dann schneller und verbreiten sich auch schneller im Körper. Problematisch ist, dass viele Männer ab 40 Jahre eine vergrösserte Prostata haben. An Schwierigkeiten beim Wasserlassen sind sie daher gewöhnt - wenn das durch einen bösartigen Tumor verschlimmert wird, wird in der Regel dann nicht sofort der Arzt aufgesucht. Auch beim Tasten der vergrösserten Prostata kann ein Tumor nicht immer erkannt werden. Hier hilft der PSA-Test weiter. Tatsächlich ist ein erhöhter PSA-Wert kein sicherer Indikator für das Vorliegen von Krebs. Der erfahrene Urologe interpretiert den Verlauf der verschiedenen PSA-Werte und empfielt ggf. die Durchführung weiterer  Untersuchungen. Natürlich bedeutet der Anfangsverdacht auf eine Krebsbehandlung Stress für den Patienten - aber Abwarten bis es zu spät ist, ist immer die schlechtere Alternative. Nur die Entnahme von Gewebeproben - meist rektal durch eine Stanznadel durchgeführt - erlaubt eine sichere Diagnose.

Findet sich dann ein bösartieger Tumor, muss in der Tat überlegt werden, ob der Tumor überhaupt operabel ist und ob der Patient von der Operation profitiert. Übrigens gibt es keine "gutartigen" bösartigen Tumore, sondern lediglich langsam wachsende. Die Entscheidung zur OP sollte unter Berücksichtung der Prognose, anderer Erkrankungen und dem Willen des Patienten getroffen werden. Bei solchen folgenschweren Entscheidungen ist auch das Einholen einer Zweitmeinung und ggf. ausführliche Beratung durch den behandelnden Arzt zweckmässig.

Fazit: Regelmässige PSA-Überprüfung einmal jährlich rettet mindestens 1/3 der Prostatakrebspatienten. Vor allem jüngere Männer mit Lebensperspektive unter 70 Jahren sollten keinesfalls die Chance verstreichen lassen. Was bei den Frauen im Bereich Brustkrebsvorsorge Standard ist, sollten sich die Männer nicht verwehren lassen. Schlimm genug, dass die Krankenkassen sich weigern, die Untersuchung zu bezahlen, so ist das Schlechtreden der lebensrettenden Zusatzuntersuchung ein Schlag ins Gesicht des lesenden und denkenden Patienten! 

Die Leitlinien empfehlen die Vorsorgeuntersuchung für Männer ab 40. Je nach Ergebnis muss dann allerdings die Untersuchung nicht jährlich wiederholt werden.

Infos zur Selbsthilfe mit dem "PSA-Papst" Prof. Semjonow

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